Diplom / Kunstpädagogik / Klasse Prof. Stella Geppert / 30.06.2016, Hermesgebäude, Hermesstr. 5, Halle (Saale)
Kognitives Kartieren- Begriffserklärung
Der Begriff setzt sich zusammen aus dem Wort kognitiv, welches Prozesse beschreibt, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen und dem Begriff Kartieren, der aus der Geografie stammt.
Kartieren ist der Prozess aus der realen Umwelt eine vereinfachte und strukturierte Abbildung zu erschaffen. Diese soll einen Überblick geben, Informationen miteinander in Beziehung setzen sowie beim Lösen räumlicher Probleme helfen.
Das Kognitive Kartieren schließt darüber hinaus auch den inneren Strukturierungsprozess unserer Gedankenwelt mit ein. Der Begriff meint die geistige Fähigkeit, die es uns ermöglicht Informationen über unsere Umwelt zu sammeln, zu ordnen, zu speichern, abzurufen und zu verarbeiten. Das so erworbene Wissen wird dabei mental in Form von so genannten Kognitiven Karten im Gedächtnis repräsentiert und hilft meist unbewusst beim Lösen räumlicher Probleme.
Thema
Ausgehend von der Theorie des Kognitiven Kartierens drehte sich in der Diplomzeit alles um die Erforschung meines Alltags und meiner alltäglichen Umgebung.
Ich fragte mich:
Warum wähle ich diesen und nicht jenen Weg?
Wo halte ich mich wie lange auf, und warum?
Womit verbringe ich eigentlich meine Zeit?
Während meiner „Untersuchung“ fokussierte ich meine Aufmerksamkeit jeweils für den Zeitraum eines Monats nacheinander auf meine Bewegungen, meine Aufenthaltsorte und meine Handlungen.
Methodik
Hierfür entwickelte ich eine Methodik, die sich aus drei Schritten zusammensetzt.
1. Alltag sichtbar machen mit Notation
Die Sammlung von Daten mithilfe von manuell angefertigten Listen, Notizen und Zeichnungen in Relation zum Faktor Zeit. So führte ich zum Beispiel Notiz, welche Handlungen ich wann und wie lange ausführte.
2. Analyse mithilfe eines digitalen Schemas
Unterschiedlichen Informationen von Orten, Wegen oder Tätigkeiten wurden verschiedene subjektiv gewählte Farben zugeordnet und in einem Schema in Beziehung zueinander gebracht. Durch diese Strukturierung gelang es mir, abstrakte Teile meines Alltags sichtbar und analysierbar zu machen.
3. Mit Kategorien spielen
Spielerisch forschend konnte ich durch die Bildung von Kategorien innerhalb des Schemas weitere Analysen betreiben. So ordnete ich beispielsweise, nach Orten, an denen ich mich wohl oder unwohl fühlte, nach Wegen, die ich an bestimmten Wochentagen lief oder nach Handlungen, bei denen ich mich entspannte.
Präsentation
Entstanden sind insgesamt 48 Grafiken und drei Legenden, die in einem Ordner einen flexiblen Platz erhielten. Bei der Diplomprüfung gab es neben der Präsentation im Ordner zusätzlich auch eine des Inhalts an der Wand. Dies ermöglichte nicht nur einen Überblick, sondern verdeutlichte zusätzlich Teile des übergeordneten Konzeptes: (Neu-)ordnen, in Beziehung setzen und Vergleichen.
Die ausgelegten Legenden luden die Gäste zudem dazu ein, den Code zu dechiffrieren und in einen fremden Alltag sowie eine fremde Denk- und Lebensweise einzutauchen.