SoSe 2011, Prof. Bettina Göttke-Krogmann; gebaut, gewachsen, gebraucht, gekachelt, beklebt, bemalt, geschliffen, gewebt, gepolstert, bespannt, gefüllt, gemustert, beleuchtet, durchbrochen

Wände bespielen viel der Fläche eines Raumes und spielen doch meist eine untergeordnete Rolle: selten nimmt man sie bewusst wahr, meist wirken sie völlig selbstverständlich, sind oft mit Rauhfaser tapeziert und weiß gestrichen. Dabei stehen die Wand und der ihn umgebende Raum in enger Beziehung zueinander und immer übernimmt die Wand eine bestimmte Rolle – ob trennend, umschließend, symbolisch, modular, aktiv oder dekorativ. Und diese Rolle soll neu gestaltet werden - ob trennend, umschließend, symbolisch, modular, aktiv oder dekorativ.  
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Wandgestaltung startet mit den Fels- und Höhlenmalereien der Altsteinzeit, geht über die Fresken und Mosaiken der Antike, über ägyptische Tapisserien zum gestickten Teppich von Bayeux, zu Ledertapeten der Mauren und Seidentapeten der Chinesen. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es in Europa erste mit Modeln bedruckte Wandpapiere. Im 17. Jahrhundert kamen die ersten seriell gefertigten Tapeten auf, dessen Produktion seit der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts durch den Rotationsdruck industrialisiert wurde und als Biedermeier breite Verbreitung fand. Nach Musterexplosionen in den Sechziger- und Siebzigerjahren des 20.Jahrhunderts wurde es still um die Tapete, die Wandgestaltung trat sehr in den Hintergrund, erlebt aber seit einigen Jahren eine Renaissance – nicht nur als Papier an der Wand. 
Das Thema „Wände“ schließt alle Varianten der Tapete ein, öffnet sich aber auch in weitere Richtungen wie modulare Wände, Bühnenwände, funktionale, raumteilende oder durchbrochene Wände. Der Schwerpunkt für die Entwicklung sollte auf textilen Materialien liegen: Stoff als Oberfläche der Wand ist dabei genauso möglich wie eine aus Stoff konstruierte, eine gepolsterte oder eine mit „smarten“ Funktionen ausgestattete Wand.
Das Projekt beinhaltet eine Intensive Auseinandersetzung des Einklangs von Farbe, Funktion und Fläche bezogen auf die Wand als festem Raumkörper. Die angestrebte Kollektion konnte sowohl seriell aufgefasst werden als auch konzeptionell auf einen bestimmten Raum / ein bestimmtes Gebäude abgestimmt werden. Neben Farbkonzept und Muster- und Materialvarianten wurde jeweils mindestens eine Wand von ca 0,60 x 2 m in Originalgröße realisiert. Für die  Teilnehmerinnen des 6.Semesters ist ein Teil der Umsetzung als Jacquardgewebe verpflichtend. Dazu steht zum einen eine vierfarbige Kette auf dem computergesteuerten Maschinenwebstuhl, so wie eine weiße Kette auf dem computergesteuerten Handwebstuhl zur Verfügung. 
Zusätzlich soll gemeinsam in der Gruppe ein modulares Ausstellungskonzept für die Ergebnisse des Projektes entwickelt werden. Neben der Jahresausstellung werden die Ergebnisse voraussichtlich im September auf der Comfortex in Leipzig sowie bei Merck-Pigmente in Darmstadt im September/Oktober ausgestellt.