... ist ein kuratorisches Projekt, das sich über den Verlauf einer Woche in Form verschiedener solidarischer Aktionen mit dem Thema der Vereinbarkeit von Kunst- (bzw. gestalterischem) Schaffen und Care-Arbeit auseinandersetzt.
Die Idee zur Projektwoche wurde sowohl aus meinen persönlichen Erfahrungen als auch der Beobachtung meines Umfeldes an der Kunsthochschule / in Kunstkreisen gespeist. Sowohl bei mir als auch bei meinen Kommilliton*innen / Freund*innen mit Kind(ern) zeichnet sich die zermürbende Trias der Care-Problematik ab: Überforderung bzw. Überlastung, mangelnde Selbstfürsorge, erhöhte soziale Isolation. Aus persönlichen Gesprächen sowie statistischen Erhebungen entnehme ich, dass auch mein immer als überwiegend progressiv wahrgenommenes Umfeld in Sachen Gender Care Gap und der Abwertung von reproduktiven Tätigkeiten leider keine Ausnahme darstellt. Hinzu kommt die Problematik der Abwertung künstlerischer bzw. gestalterischer Arbeit auf Grundlage des Geschlechts – sich nicht nur in diskriminierenden Aussagen, sondern auch in einem horrenden Gender Pay Gap von 47,6%* äußernd. Personen mit Care-Verplichtungen, also nach wie vor v.a. Frauen*, stehen auch als Künstler*innen und Gestalter*innen im institutionellen wie gesellschaftlichen Abseits, tragen ein erhöhtes Risiko, was ihre psychische Gesundheit oder die Gefahr der Altersarmut anbelangt, sind in ihrer Teilhabe wesentlich limitierter (sowohl was die Teilnahme an universitären Angeboten, als später dann auch das Wahrnehmen-Können von Stipendien oder Residencies anbelangt), sind generell weniger sichtbar: ob im Forschungs-, im Ausstellungs- oder im Lehrbetrieb. Ich finde: das muss sich ändern!
* Quelle: Renee Adams u.a.: "Is gender in the eye of the beholder? Identifying cultural attitudes with art auction prices", University of Oxford, 2017
Bei "(what it means to both) CARE & CREATE" werden also vor allem Personen im Mittelpunkt stehen, die sich in der Doppelrolle der Künstler*in-Fürsorger*in befinden. Unter dem Motto »Care-Arbeit für Care-Leistende« sollen im Rahmen der Projektwoche kuratorische Methoden erprobt werden, die über eine Ebene des Sichtbarmachens hinausweisen und eine Entwicklung hin zu einem solidarischen Miteinander im Kunstbetrieb spürbar werden lassen. Der Begriff des Kuratierens, dessen etymologischer Ursprung im lateinischen »curare«, d.h.: »sich kümmern«, liegt, soll damit ausgeweitet werden auf eine solidarische Praxis, die das Gefühl der Verbundenheit untereinander stärken und konkret neue Handlungsräume eröffnen sowie Support-Netzwerke dort schaffen soll, wo Politik und Institutionen es versäumen, angemessen für diejenigen Sorge zu tragen, die sich vor allem um andere (und nicht selten viel zu wenig um sich selbst) kümmern. Lasst uns herausfinden, welche Zukunft in uns schlummert und wie wir uns ab jetzt gemeinsam kümmern können.
In diesem Sinne: ich freue mich auf eine spannende Projektwoche mit euch!
Anna Akaltin
Das Projekt wurde im Rahmen eines Projektsemesters im Studiengang Kunstwissenschaften (MA) entwickelt, begleitet von Prof. Dr. Sara Burkhardt.+
PROGRAMM
DESIDERATUM - BEDÜRFNISERKUNDUNG
Audio-Collage mit Elisabeth Rändel
MO, 04.10.2021 // 16:00-18:00 // vika e.V.
CUT THE 'OR' BETWEEN ART AND MOTHERHOOD - ZWISCHEN KIND UND KUNST GEHÖRT KEIN 'ODER'
Artist + Curatorial Talk mit Hannah Cooke und Sascia Bailer
DI, 05.10.2021 // 16:00-17:30 // vika e.V. und online
HOW TO LOSE YOUR SHIT COMPLETELY - FEMINISTISCHES AGGRESSIONSTRAINING
Workshop mit Karolin Benker
MI, 06.10.2021 // 10:00-16:30 // vika e.V.
YOU CALL IT LOVE, I CALL IT UNPAID LABOUR - DU NENNST ES LIEBE, ICH NENNE ES UNBEZAHLTE ARBEIT
Screening von CARE AFFAIR mit FRAUEN&FIKTION
DO, 07.10.2021 // 16:00-18:00 // Frauenzentrum Weiberwirtschaft (Dornrosa e.V.)
TRUST ISSUES - VERTRAUENSFRAGEN
Workshop mit Laura Schulze
FR, 08.10.2021 // 10:00-16:30 // Frauenzentrum Weiberwirtschaft (Dornrosa e.V.)