Am 30. August 2018 fand der diesjährige Fachtag Kunst der BURG und des Landesinstitutes für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) statt, unterstützt vom Landesverband Sachsen-Anhalt des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik.
Ob Fundstücke, Modelle, kulturelle Artefakte oder Konsumartikel: in Kunst, Design und Alltag begegnen wir Dingen und Objekten gleichermaßen. Bei diesem Fachtag an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle standen unterschiedliche Formen der Annäherung an die Welt der Dinge im Mittelpunkt. Materialgebundene, experimentelle und digitale Arbeitsformen ermöglichten vielschichtige Sichtweisen auf den Umgang mit natürlichen und gestalteten Objekten im Unterricht, diese wurden in Anbindung an den Lehrplan thematisiert und in Übungen praktisch erprobt.
Nach einer Begrüßung durch Sara Burkhardt (Didaktik der bildenden Kunst) sowie Rainer Döring und Halka Vogt vom LISA (Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt) im Hörsaal des Goldbaus auf dem Campus Design begaben sich die 40 Teilnehmenden in die drei Workshops.
Im Workshop »Objekte scannen, schneiden, drucken« wurden digitale Fertigungstechnologien praktisch erprobt. Dies geschah in der Digitalen Werkstatt der Hochschule, wo Studierende ein Grundverständnis für computergestützte Fertigungstechnologien erlangen sollen. Der Produktdesigner und Leiter der Digitalen Werkstatt, Ludwig Schilling, führte die Teilnehmenden anschaulich in die Funktionen der unterschiedlichen Maschinen ein. Sie bekamen Einblicke, wie digitale Daten für 3D-Drucker und andere CNC-Geräte erstellt werden. Sie lernten verschiedene offen zugängliche Programme kennen, wie z.B. eine browserbasierte Software, mit der Schnittmuster für Schachteln erstellt werden können. Mit spontan angefertigten und eingescannten Zeichnungen haben die Teilnehmenden die ausgelaserten Schatullen mittels Lasergravur individualisieren können und damit den Fertigungsprozess selbst erfahren.
Im Anschluss an die Produktion wurde diskutiert, welche Möglichkeiten der Anwendung es in der Schule gibt und welche Rolle konkrete Geräte dabei spielen: Wie lässt sich das Potenzial am besten nutzen? Welche Modelle eignen sich? Welche Voraussetzungen an Infrastruktur bedürfen die Geräte? Sollten Schulen sich in Verbünde zusammenschließen, um Digitale Werkstätten betreiben zu können?
Im Workshop »Modelle bauen - Gestaltungsprozesse verstehen« zeigte der Industriedesigner Philipp Stingl, wie Dinge der materiellen Kultur unseren Alltag prägen. Wir sind umgeben von gemachten Objekten. Wissen wir aber wirklich, mit was wir es zu tun haben, wenn wir jeden Tag wie selbstverständlich hunderte Dinge gebrauchen, nutzen, betrachten? Oftmals bleibt im Umgang mit den Dingen ein Gefühl der Fremdheit oder ein Eindruck der Unvollständigkeit zurück. Ein besonderer Fokus des Workshops lag auf der Auseinandersetzung mit Form, Volumen, Silhouette, Proportion, Geometrie und Oberfläche. Ziel war es, durch die Übersetzung von Dingen in ein anderes Material, in diesem Fall Pappe, ein tieferes Verständnis für unsere materielle Umwelt zu erlangen. Es galt, den Blick zu schärfen und ein gestalterisches Empfinden sowie ein Verständnis für Gestaltungsprozesse zu entwickeln. Die Teilnehmende bauten stark vergrößerte Alltagsobjekte aus Pappe und lernten dabei Werkzeuge und Methoden aus dem Design kennen. Eine Reflexion der Vorgehensweise im Kontext von Kunstunterricht flankierte die praktische Arbeit.
Unter dem Titel »Im Übergang. Mit den Dingen des Alltags experimentieren« fokussierte der Workshop der Kunstpädagogen Robert Hausmann und Matthias Laabs die experimentell-forschende Annäherung an Alltagsobjekte. Der Dachssaal des Goldbaus wurde zum Materiallabor, in dem gleich zu Anfang Äpfel auf Tischen zerlegt, seziert und in ihrem Erscheinungsbild gehackt wurden. Zu vorhandenen Dingen im Raum konzipierten die Teilnehmenden Handlungsanweisungen, die anschließend eine direkte Erprobung erfuhren. Im weiteren Verlauf wurden auf abgeklebten ›Spielfeldern‹ Materialordnungen aus der Denkweise von Lehrer/-innen, Wurstfachverkäufer/-innen oder Ökonom/-innen entwickelt. Ironische Zugänge im Umgang mit Material und kommunikatives Miteinander waren im Arbeitsprozess permanent gefragt. Erweitert wurden diese Materialumgangsspiele durch eine tiefergehende Befragung und Bearbeitung von Fundstücken aus der Pause mithilfe folgender Handlungsformate: dem »Wedging« (das Festklemmen oder Verkeilen von Gegenständen, um dadurch Zwischenräume auszuloten und zu untersuchen); den »alltagsästhetischen Erkundungen«; in »grafischen Transformationen« oder im Format »Instagram analog – Spontanprodukte entwickeln«. In Reflexionsphasen wurde sowohl der konkrete Einsatz als auch die Eignung der erprobten Übungsformate für den Kunstunterricht diskutiert.
Die Workshoparbeit wurde durch eine gemeinsame Mittagspause unterbrochen, der Landesverband des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik lud auf der Terrasse des Goldbaus zu einem Imbiss ein.
Zum Abschluss wurden in der großen Runde Prozesse und Ergebnisse aus den Workshops präsentiert und Möglichkeiten der Übertragung in den Kunstunterricht diskutiert. Positive Rückmeldungen zeigten, dass dieser jährlich stattfindende Fachtag an der BURG sich zunehmend etabliert und unverzichtbares Element der Fortbildung von Kunstlehrer/-innen sowie des kommunikativen Austausches und der Vernetzung ist.